Ruth Zadek Lesung

Hanna und Ruth
 
Eine ganz normale jüdische Geschichte
Im Berliner Arbeiterbezirk Neukölln lebten um 1930 noch etwa 3.000 Juden. Es handelte sich um Arbeiter, einfache Angestellte und kleine Kaufleute. Sie waren in das soziale, gesellschaftliche und politische Gefüge des Bezirks fast vollständig integriert. Zu ihnen gehörte ein Zweig der Familie Zadek. Die lebenslustigen Zwillinge Hanna und Ruth, Großcousinen der Nürnberger Künstlerin und Stadträtin Ruth Zadek, waren gerade 17 Jahre jung und voller Pläne für die Zukunft, als sie 1941 von einer Nachbarin angezeigt wurden, weil sie Brot außerhalb der für die Juden vorgeschrieben Zeiten einkauften. Es handelte sich um eine von vielen Anzeigen dieser Art, mit denen Deutsche ihre jüdischen Mitbürger verrieten. Sie führten zur Deportation und Vernichtung der Betroffenen. Auf diese Weise wurde auch ein Teil der Familie Zadek fast vollständig ausgelöscht. Die Eltern von Ruth Zadek, Alice und Gerhard Zadek, konnten jedoch nach England flie­hen. Sie gehörten zu einigen wenigen Mitgliedern der jüdischen Widerstandsgruppe um Herbert Baum, die die NS-Terrorherrschaft überlebten. Trotz des Verlustes einer Vielzahl von Freunden und Familienmitgliedern bewahrten Alice und Gerhard Zadek ihren Mut und gaben den Glauben an ein besseres Deutschland nie auf: 1947 kehrten sie aus dem englischen Exil nach Berlin zurück.
6.11.2013 um 20 Uhr im Forum für jüdische Geschichte und Kultur Nürnberg,
Heilig-Geist-Haus, Hans-Sachs-Platz 2, Nürnberg, 3. OG